An den sorgenvollen Blick meiner Großmutter bei unseren Ausflügen ins Grüne erinnere ich mich gut. Er kam immer dann zum Einsatz, wenn ich wieder alles mögliche, was mir vor die Füße kam, sofort in die Hände nahm, um es zu von allen Seiten zu inspizieren. Immer mit großen Augen, als läge eine ganze Welt in meiner Hand.
Allerdings lernte ich schnell, dass für die Großen keinesfalls große Schätze auf dem Weg warteten. Alles was von unten kam wurde sofort auf mögliche Gefahrenquellen abgescannt. Mit dem Ergebnis, dass ich vieles am Wegesrand zurücklassen musste, was ich so gerne aufgelesen hätte.
Mit einem Auge am Boden
Heute ist das Gott sei Dank anders. Heute darf ich selbst entscheiden, was den Weg von der Straße in meine Obhut schafft. Unterwegs bin ich immer mit einem Auge auch am Boden. Der Dank sind bisher unzählige geborgene Pfennigstücke, von denen ich immer überzeugt bin, dass sie mir mehr Glück bringen, als ein gefundener 200 Hundert Euro Schein jemals dazu in der Lage wäre.
Einsame Einkaufszettel, die mir kurz ein anderes Leben erzählen. Ein Leben, in dem Käse, Milch und Mortadella von Belang sind. In eckiger Schrift geschrieben sehe ich ein ordentliches Leben vor mir und frage mich, ob der Verfasser glücklich war beim schreiben. Dachte er an seine Liebe dabei? Oder war er einsam?
Überraschungen warten unten
Oft sehe ich auch große Kisten, gefüllt mit zusammengewürfelten Dingen, auf denen auffällige Zu- Verschenken-Zettel geklebt sind. Voll mit Zeitschriften, abgeschmetterten Tellern oder alten Büchern.
Am Rand stehend und auf einen neuen Menschen wartend.
Oder ich sehe einen kleinen funkelnden Stein, der sich aus einer Haarspange gelöst hat am Straßenrand. Ja, es gibt so viel zu entdecken am Boden. Oben sind die Dinge zu erwarten, unten kommen sie überraschend.
Viele wollen nach oben
Heute hebe ich alles auf und nehme es intensiv in Augenschein. Ich fühle und rieche und gehe ein kleines Stück damit. Oft lasse ich meinen kleinen Schatz dann wieder fallen für den Nächsten, der sich wie ich über kleine Reichtümer am Boden freut und seine kleine Geschichte dazu erfindet.
Ich merke, es ist eigentlich wie im Leben. Viele wollen nach oben, dabei warten oft gerade unten die schönsten Geschichten. Vielleicht, weil niemand auf sie wartet. Auf einmal stehen sie da und grinsen dich an. Erzählen von Hoffnung und Liebe, überraschen dich und sprechen von Zuversicht und dass du dein Glück auch an unvermuteten Orten finden kannst.
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