»Heute sieht man ja die Hand vor Augen nicht« stellte meine Großmutter gerne wie ein einmaliges Naturereignis fest, wenn es draußen düster und stocknebelig war. Ich saß dann meist mit Zwieback und Kakao am Tisch und linste noch völlig verschlafen aus dem Fenster.

Wie so oft hatte Omi Recht. Wenn der Nebel da war, war alles trüb und selbst von den sonst so einnehmenden übergroßen schönen Tannen war rein gar nichts zu sehen. Nur eine hellgraue Masse von Nichts.

Eine Extraportion Lieblings-Sonntagsfilm

Als kleines Mädchen machten mir diese Tage herzlich wenig aus. Immerhin hatte ich Omi einen ganzen Sonntag für mich. Ich kuschelte mich also einfach noch dichter an Omi und schlürfte hingebungsvoll meinen Kakao, in Gedanken die Hoffnung aufkeimend, mir aufgrund der ungemütlichen Wetterlage eine Extraportion Lieblings-Sonntagsfilm zu ergattern. Allerdings hatte ich bei diesen Gedanken nicht meine resolute wetterfeste Omi mit einkalkuliert.

Nach  einer kleinen angemessenen Schonfrist klatschte sie laut in die Hände und machte in sekundenschnelle deutlich, wohin die Reise gehen sollte: nach draußen. Egal, wie das Wetter war, für Oma gab es nichts schöneres, als mit dicken Schuhen und einer übers ganze Gesicht gestülpten Mütze durch Regen, Wind oder Nebel zu stiefeln.

Mit hochroten Köpfen ins warme Haus

Omi brachte mir bei, dass alle Jahreszeiten ihren Charme haben, besonders kalte. Bis heute kann ich Wetterkapriolen meist mehr abgewinnen, als viele Freunde um mich herum. Während die sich in Zeiten von 0 Grad und Regenschauern mit Vorliebe den ganzen Tag verbarrikadieren, blühe ich in Regencape und dicken Boots zur Höchstform auf.

Ich gebe allerdings auch zu, dass der schönste Moment an den Omi-bei-jedem-Wetter-draußen- Tagen erst da war, wenn wir erschöpft und mit roten Köpfen heimkehrten ins warme Haus. Dann hieß es: »Nun machen wir es uns aber so richtig gemütlich«.

Im Glücksrausch mit Nuss-Vollmilch

Und wenn ich viel Glück hatte, sprang dann doch noch eine Extraportion Zeichentrickfilm für mich raus. Und in Einzelfällen von Glücksrausch gab es sogar noch eine Tafel Nuss-Vollmilchschokolade dazu. Die Sorte gibt es noch heute und ab und zu kaufe ich sie aus nostalgischen Gründen. Der Anblick der rot-weiß-grünen Verpackung auf dem Laufband im Supermarkt bringt mir Omi dann direkt ins Herz. Diese absolut perfekten Sonntage bei Omi gehören für mich zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit.

Glücksperlen von Omi

Danke, liebe Omi, dass du mir gezeigt hast, dass es sich immer lohnt, die Nase in den Wind zu halten und die kuschelige Zeit danach umso mehr zu genießen.

Danke, dass ich mich erinnere, wo meine Wurzeln sind und dass mich die Erinnerung an schöne Kindertage glücklich macht. Wie ein kleines Reservoir an Glücksperlen kann ich meine Wurzeltage abrufen, wenn ich eine kleine Glücksspritze vertragen kann.

Und es bringt mich immer auch ein ganzes Stück zu mir. Das ich so bin wie ich bin, verdanke ich besonders meiner Großmutter. Sie gab mir mein pragmatisches Händchen und meinen Hang zu grünen Wiesen und Draußen sein, egal bei welchem Wetter.

Die Wurzel-Frage

Ich weiß ganz genau, dass es gut ist, sich hin und wieder die Wurzel-Frage zu stellen. Die Antwort kann uns zeigen, welche Charaktereigenschaft uns besonders ausmacht und was uns auch heute noch wichtig ist. Deshalb lohnt es sich, an bestimmten Tagen in sich hineinzuhorchen und zu fragen:

  • Wo sind meine Wurzeln?
  • Was macht mich aus?
  • und wem verdanke ich diese eine besondere oder andere komische Seite an mir?

Vergiss nicht, dass du besonders bist, so wie du bist. Egal wie komisch oder sonderbar du vielleicht manchmal bist, es gibt niemanden, der so ist wie du. Feier dieses Glück und sage hin und wieder: Danke, meine lieben Wurzeln! Schön, dass ich euch habe!!

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